Wie schafft die Schweiz die Energie­wende und sorgt für eine sichere Strom­ver­sor­gung?

Die NZZ stellt vier Experten fünf Fragen zu Energiewende und zu einer sicheren Stromversorgung.

Vier Experten, fünf Antworten, 20 Kritiken und ein Fazit (Printausgabe nur vier Fragen).

1. Frage: Kurzfristige Massnahmen

Betz, ZHAW

Umstelle von Gas auf Öl: technisch selten möglich. Raumtemperatur senken mit Bundes-Info-Kampagne: naja, solche Infokampagnen sind nicht wirklich eine Erfolgsstory..

Filippini, ETH

Fordert Energieeffizienzsteigerung: tönt nicht nach einer kurzfristigen Massnahme. Auktionen zur Gaseinsparung klingt interessant, doch ruft das nicht förmlich nach Substitution?

Hettich, HSG

Strommangellage ist das grösste Risiko für die Schweiz. Korrekt erkannt. Ölkraftwerke gab es mal für Notfälle und unvorhergesehene Spitzenlasten in der Schweiz. Sind aber alle demontiert worden, oder weiss hier jemand genaueres?

Weigt, Uni Basel

ok, das Ausland rettet uns!

2. Frage: Langfristig Massnahmen

Betz

Freiflächensolaranlagen auf Landwirtschaftsland: da können wir jeden Cent darauf verwetten, dass jeder m2 20x bis vor Bundesgericht gebracht wird. Wind ebenso. Deutschland hat aktuell eine Bewilligungsdauer von durchschnittlich 60 Monate pro Windrad. Dürfte bei uns wohl locker übertroffen werden. Und Photovoltaik: hier investieren praktisch ausschliesslich private Einfamilienhausbesitzer. Kantonale oder kommunale Versorger: Homöopatisch. Und Wohnbaugenossenschaften werden wohl die allerletzten sein, aus rein finanziellen Gründen.

Filippini

Photovoltaik für den Winter tönt nach einem herausfordernden Plan. Und (saisonale) Nachfrageflexibilität für Wärmepumpen im Winterhalbjahr könnte man schon fast als frivol bezeichnen.

Hettich

Bezeichnet die Bundesstrategie als fehlerhaft. Es gibt eine solche? Und ob deren Unterstützung haben sich viele Forscher diskreditiert? Wovon spricht er da??

Weigt

Und wieder rettet uns das Ausland.

3. Frage: Subventionen?

Betz

Subventionen pro KWh statt für die Investition und Verpflichtung zu Photovoltaik.

Filippini

Rendite auf Photovoltaik? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Dies ist auf Amortisationszeiträume von 20 bis 30 Jahre unmöglich vorherzusagen, da niemand die künftigen Energiepreise kennt. Niemand investiert hier auf Rendite.

Hettich

Korrekt, niemand investiert auf Rendite. Problem erfasst!

Weigt

Fokus auf Förderung der Energieerzeugung im Winter. Ja, einverstanden. Wer? Wie?

4. Frage: Kernkraft?

Betz

Teuer! Langwierig! Reine Reflexantworten. Kosten und Dauer sind gegen die Alternativen abzuwägen, und nicht als Killerargumente in den Raum zu werfen.

Filippini

Auch hier, die Dauer. 16 – 20 Jahre sind sehr lange. Wahrscheinlich sogar zu kurz geschätzt. Wir hatten seit Fukushima 10 Jahre, seit Tschernobyl 35 Jahre Zeit. Passiert ist nichts.
Die Frage nach der nicht vorhandenen Investitionsbereitschaft hatten wir doch schon bei Photovoltaik und Wind?

Hettich

Volltreffer

Weigt

Klingt nach einer Priese Ideologie, verbrämt mit pseudotechnischen Argumenten. Können wir uns das leisten?

5. Frage: Die Schweiz autark?

Betz

Das Ausland rettet uns!

Filippini

Schweizer Beitrag im Europäischen Kontext durch Pumpspeicherkraftwerke? Tropfen auf einen heissen Stein. Leider nicht mehr. Schade.

Hettich

Das Ausland rettet uns!

Weigt

Das Ausland rettet uns!

Fazit:

Es gibt bemerkenswerte Übereinstimmungen bei den Experten in einzelnen Fragen. Die Antworten widerspiegeln aber grösstenteils bestens bekannte Allgemeinplätze, wie schon seit Jahrzehnten gehört. Dies ist keinem der Interviewpartner krumm zu nehmen. Sie Lösung, der «richtige» Weg, ist nicht einfach.

Der Bund benötigt eine klare, breit abgestützte und nicht von Wunschvorstellungen geprägte Strategie. Dazu gehört unabdinglich ein klarer, für jedermann verständlicher Umsetzungsplan, der wissenschaftlich und technisch zeigt, wie eine stabile Energieversorgung für die Schweiz geschaffen wird. Dazu gehört, die Verantwortlichkeiten zu regeln. Die technische und politische Durchführbarkeit muss gegeben sein. Fabulieren und Hoffen genügt nicht (mehr).